Kein Zweifel: Die explosions- und brandschutztechnischen Anforderungen in der Petrochemie sind hoch. Das zeigt sich deutlich am Tanklager Korneuburg, welches die
MOL Austria GmbH, Teil der ungarischen MOL Group, betreibt. Direkt am Donauufer gelegen, dient dieses zur Lagerung von Benzin, Diesel, Heizöl etc. und zur Verteilung per Lkw an Kunden in Österreich. Die Produkte werden großteils mit dem Schiff (und zu einem geringeren Teil mit der Bahn) angeliefert, entladen und in sieben oberirdischen Festdachtanks mit Kapazitäten zwischen 500 und 6.000 m3 gelagert. Produktionsprozesse finden am MOL-Standort Korneuburg nicht statt.
Schnelle Abläufe gewährleisten
Bei der Modernisierung der Brandschutztechnik ging es MOL in erster Linie um eine deutliche Anhebung der Sicherheit für die Mitarbeitenden und das Tanklager. Bisher war die Löschanlage weitgehend manuell aufgebaut. Eine Videoüberwachungs- und eine Brandmeldeanlage waren vorhanden, doch musste bei einem Brandfall ein Mitarbeitetender zur Anlage laufen, Pumpen starten und einzelne Handräder der Löschanlage händisch betätigen. Das Gefährdungspotenzial für die Mitarbeitenden war entsprechend hoch. Dieses nicht mehr zeitgemäße Löschkonzept wurde nun von Siemens komplett überarbeitet bzw. erneuert. Die Videoüberwachungsanlage erhielt ein umfassendes Upgrade, ein FS20-Brandmeldesystem und eine Löschanlage wurden errichtet. Unterstützt wird MOL zudem von der hochmodernen Software SiControl. Sollte im Tanklager ein Feuer ausbrechen, erfolgt die Information über Brandmelder direkt am Leitstand. Im Areal optimal verteilte Videoüberwachungskameras unterstützen den Operator bei der exakten Lokalisierung und Verifizierung. Anschließend muss nur noch der softwareseitig empfohlene „Lösch-Button“ am Leitstand oder alternativ auf dem sogenannten „Tableau“, einer schematischen Darstellung des Tanklagers, betätigt werden. Damit alles schnell ablaufen kann, wird dank der Intelligenz in SiControl, welche sämtliche Brandmeldedaten und Kamerabilder auswertet, automatisch am Leitstand der betroffene Anlagenteil dargestellt – der Operator muss also nicht zuerst die entsprechende Seite am Bildschirm suchen. Da die Betätigung der Löschanlage sowohl vom Leitstand als auch vom Tableau aus möglich ist, ist volle Redundanz gegeben.
Richtige Entscheidungen im Ernstfall
Bei der Auslegung der Videoüberwachung und der Löscheinrichtung verließ sich MOL ganz auf die erfahrenen Expert:innen von Siemens. Deren Kompetenz verdeutlicht sich z.B. in der Software SiControl, wo das Tanklager samt seiner einzelnen Teilbereiche als Matrix abgebildet ist. So ist es möglich, im Brandfall zielgerichtet vorzugehen, um das Feuer einerseits schnellstmöglich zu löschen, andererseits nicht direkt betroffene Anlagenteile optimal zu schützen. Gerät beispielsweise ein Benzintank in Brand, wird dem der Donau entnommenen Löschwasser ein filmbildendes Schaummittel zugemischt, welches den Löschprozess beschleunigt. Die Tanks daneben werden hingegen mit reinem Donauwasser gekühlt, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Dafür stehen in der Löschanlage insgesamt 31 Sprühflutventile zur Verfügung. Die Entscheidung, welche davon aktiviert werden, und die Festlegung, wo Schaummittel zugemischt wird, übernimmt dank hinterlegter Matrix SiControl. Das Gefährdungspotenzial für die Anlage reduziert sich so auf ein Minimum, ebenso wie das der Mitarbeitenden, denn das System bewahrt sie vor Fehlentscheidungen in einer Ausnahmesituation. Diese Softwarelösung lässt sich übrigens kundenspezifisch flexibel an die jeweilige Anforderung anpassen.
Langfristige Sicherheit
„Für uns war es besonders wichtig, die gesamte Anlage aus einer Hand zu erhalten, um Schnittstellen zu vermeiden und die Gesamtkosten niedrig zu halten“, betont Vladimir Zachar, Maintenance Manager bei MOL Austria. Siemens konnte diese Anforderung optimal erfüllen, da von der Managementebene bis zum einzelnen Ventil ein durchgängiges, integriertes Komplettsystem angeboten werden kann. Große
Bedeutung kam der Bedienerfreundlichkeit zu und der professionellen
Zusammenarbeit von Rainer Novakovits, Siemens und Vladimir Zachar, MOL Austria
GmbH, sowie einer optimalen Unterstützung im Ernstfall. Sämtliche Ereignisse sind am Leitstand automatisch protokolliert. Besonders gut hat außerdem die rasch abgeschlossene Umbauphase funktioniert: Gemeinsam mit MOL und den zuständigen Behörden erarbeitete Siemens ein Konzept, welches die Sicherheit der Anlage auch während des Umbaus gewährleistete. „Dazu trug die hervorragende Kommunikation zwischen Siemens und MOL bei, die trotz aller coronabedingten Einschränkungen immer optimal ablief“, so Vladimir Zachar. Damit die zuverlässige Funktion langfristig gesichert ist, übernimmt Siemens zudem die gesamte Wartung und Servicierung – sowohl hardware- als auch softwareseitig.